Johann Sebastian Bach(1685–1750)

Hier ist vor allem das Brandenburgische Konzert Nr. 6 zu nennen (zwei Violen, Cello und Continuo, bestehend aus zwei Celli oder Gamben und Cembalo). Die sechs Cello-Suiten darf man als Bratscher ruhig spielen; die Sonaten und Partiten für Geige liegen auch für Viola vor, sind aber so noch schwieriger. Drei Gambensonaten liegen auch wieder vor (BWV 1027-1029). Die letzte der drei diente Duncan Druce dazu, ein 7. Brandenburgisches Konzert herzustellen: «Concerto in C minor, arranged for 2 violas, 2 gambas, cello and continuo from Sonata BWV 1029». Eine weitere Rekonstruktion ist das Violakonzert Es-dur (nach BWV 169, 49 und 1053). Schliesslich sei noch erwähnt, dass Bach in der Kantate Nr. 18 vier Violen eingesetzt hat. Bach hat die Musikwelt fast immer beschäftigt, ja fasziniert. Schon die Tatsache, dass man die vier Buchstaben seines Namens als Tonbezeichnungen vorfindet, hat zu unzähligen Fantasien, Fugen und anderen Werken über B-A-C-H geführt. Darüber hinaus hat man immer wieder versucht (und es auch durchgeführt), seine Klavier- und Orgelwerke für andere Instrumente zugänglich zu machen. Schon Mozart hat damit begonnen. Berühmt wurde die Streichtrio-Bearbeitung der Goldberg-Variationen durch Dmitry Sitkovetsky (1985). Es sind heute vor allem zwei Musiker in Deutschland, die in ihrem eigenen Kleinverlag solche Arrangements publizieren: Zum einen Herr Röhm mit seinen Atelier-Editionen Röhm (AER) in D 74219 Möckmühl (er wohnt sogar an der Johann-Sebastian-Bach-Strasse), zum anderen Helmut Pfrommer in D 73614 Schorndorf in seinem Verlag ViolaViva.
Es sind in diesen beiden Verlagen (in den letzten paar Jahren nur) zahlreiche Adaptionen (Transkriptionen, Arrangements, Übertragungen) für zwei, drei, vier und mehr Instrumente erschienen (für alle denkbaren Streicherkombinationen), dass ich all dies hier gar nicht besprechen kann. Und wenn man weiss, wie zuverlässig und gewissenhaft ein H. Pfrommer arbeitet und seine Sätze mit seinen Freunden spielt und probt, bevor er sie der Allgemeinheit zugänglich macht, kann man nur sagen: Hut ab!
Nun hat Pfrommer die beiden Teile des «Wohltemperierten Klaviers» in Streichtrios, Duos und Quartettsätze verwandelt und in mehreren Heften herausgebracht. Gratulation! Die schon 1992 von Andreas Gilly für Bratsche (in g-moll) herausgegebene Partita (Allemande, Corrente, Sarabande, Bourrée anglaise) dürfte vielen willkommen sein, da sie nicht nur leichter als die Suiten ist, sondern auch keine Doppelgriffe enthält.
Drei Arien ohne Worte sind von Heribert Breuer für Viola und Klavier (Orgel) gesetzt worden. Es handelt sich um: «Seht, was die Liebe tut» (Es-dur, 9/8), «Agnus Dei» (g-moll, 4/4) und «Komm, Jesu, komm» C-dur, 9/8). Bach-Kenner wissen natürlich, aus welchen Werken diese Arien stammen; für alle anderen müsste man es natürlich erwähnen. Für Abdankungen geeignete Sätze.
Bach ist und bleibt «wirkmächtig», also attraktiv. Nicht nur werden sehr viele seiner Werke immer wieder gespielt, sondern es entstehen auch stets neue «Adaptionen», Uebertragungen, Bearbeitungen, ja Rekonstruktionen. Da erschienen 1995 Sechs Choräle aus den Kantaten für Orgel und ein Soloinstrument (also auch für Bratsche), übertragen von Hans Peter Eisenmann. 2005 erschien Triosonate B-dur für 2 Violen und Bc, Rekonstruktion einer Weimarer Frühfassung des 6.Brandenburgischen Konzerts (Alexander Ferdinand Grychtolik). Und wieder 10 Jahre später erschienen Sinfonien (15 dreistimmige Inventionen), für Streichtrio gesetzt von Dmitry Sitkovetsky (was schon einige Jahre vorher Hartwig Röhm gemacht hat).